Honig und Eier

 


Kulturhistorisch verfolgt meine Frau ein Ziel, das die Menschheit vor rund 13.000 Jahren anzustreben begann. Statt als Nomaden, Sammler und Jäger in feindlicher Natur umherzuirren, immer hungrig und immer geil, wurden die Menschen sesshaft, kultivierten den Boden für ihre Zwecke und versiegelten Flächen für ihre Infrastruktur und ihre Behausungen. Sie entwickelten gleichsam Gier als Motor ihres Handelns und ganz nebenbei kapitalistische Grundlagen. Kohls Mädchen, die frühere erfolglose Umweltministerin und baldige Dauerkanzlerin a.D. weiß um diesen Motor für die deutsche Wirtschaftskraft. Da ist sie ehrlich und spricht das auch schon mal gelassen aus. Und die Kultivierung vor 13.000 Jahren hatte ja auch ihr Gutes: Hühner, Hunde und Katzen wurden Teil des Lebens der Menschheit. Sie hatten und haben bis heute Aufgaben, die sich nicht verändert haben, die sie aber mehr oder weniger bravourös erledigen. Der Mensch hingegen hat sich weiterentwickelt. Er versiegelt mehr Boden für die Infrastruktur und die Behausungen, für Baumärkte und online-Lieferservice, für große Hühner-, Rinder- und Schweinezuchthallen, die auf die Bewohner sicher eher sehr klein wirken.

Als Umweltministerin muss man nicht erfolgreich sein, wenn man denn ein erfolgreiches Landwirtschaftsministerium hat. Und ein Landwirtschaftsministerium ist erfolgreich, wenn die Bürger satt sind und es so tun kann als sei die Schweinezucht dafür notwendig, auch wenn sie eigentlich überwiegend für den Export produziert. Dummerweise ist aber nicht die gesamte Bevölkerung still, nur weil sie satt ist. Manch einem fällt im Sommer zunächst sehr angenehm auf, dass er keine zermatschten Wespen, Bienen und anderes lästiges Getier mehr von der Windschutzscheibe kratzen muss. Dann allerdings überträgt sich dieser angenehme Effekt auch auf den heimischen Balkon oder Garten. Die Honigpreise sind hoch, aber recht stabil, der Mensch ist ruhig.

Nervige Wissenschaftler, finden Spuren eines Insektenkillers, der im begründeten Verdacht steht beim Menschen Krebs auszulösen in diversen besprühten Nahrungsmitteln. Einer der Vertreter des Herstellers bietet an, davon ein Glas zu trinken, so harmlos sei das, verzichtet dann aber doch darauf, als man es ihm vor die Nase stellt. Jetzt helfen Nullen und Einsen Bewusstsein für das Problem zu schaffen, denn die Szene mit dem Feigling geht viral. Und plötzlich wird manchem, noch lange nicht allen klar, dass es ohne Bienen keine Bestäubung gibt, eine Entwicklung auf die man in einer Gesellschaft, die an die unbefleckte Empfängnis glaubt, kaum noch zu hoffen wagte. Ein paar Jahre gehen ins Land und die Bundes-Julia denkt darüber nach, wie man das Problem lösen könnte. Hier ist der Konjunktiv sehr wichtig, denn die Bundes-Julia wird bald als sehr erfolgreiche Landwirtschaftsministerin a.D. in die Geschichte eingehen und dann auch sicher bald gut dotierte Beraterverträge in Landwirtschaftsverbänden oder gleich bei Chemiekonzernen bekommen. Bis dahin werden allerdings noch viele Millionen männliche Kücken vergast oder geschreddert werden. Und es wird sich kaum mehr Insektenmatsch auf den Windschutzscheiben finden.



Ich muss abbrechen, Lydia, eine hübsche Dame ist dabei, das zweite Ei zu legen. Werde sie gleich mal fragen, was sie so von Insekten hält. Lydia haben wir nach dem Song Donald And Lydia von John Prine benannt. Besonders schön ist die Version seines Freundes Steve Goodman.


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